† Carmen Huber

Liebe Theaterfreunde, werte Trauergemeinde!

Ich habe die bittere Ehre, mich im Namen der Theatergruppe Fußach von unserer Carmen zu verabschieden. Noch vor eineinhalb Jahren hat sie im 

Krimi „Amaretto“ das Publikum humorvoll unterhalten – wie scheint die Zeit so kurz – und heute müssen wir sie in eine andere Welt entlassen. Wir tun das mit einem stillen letzten Applaus, der nur ihr gehören soll.

Carmen war seit deren Gründung nicht nur ein Mitglied der Theatergruppe Fußach, sie war von Beginn an eine wichtige Säule in dieser Gemeinschaft. Schon in der ersten Produktion hat sie eine Rolle übernommen und sich in den darauffolgenden Jahren zu einer wichtigen und herausragenden Schauspielerin für die Gruppe entwickelt. Ihr Talent für die Bühne war sensationell: mit welch trockener Art hat sie in Komödien Pointen serviert oder ihr Publikum in ernsten, gefühlsbetonten Momenten zu Tränen gerührt. Ihr szenisches „Gespür“ war einmalig, ihr Verschmelzen mit der Rolle vorbildlich und von großer Leidenschaft getragen. Sie hat das Theaterspielen mit ganzem Herzen betrieben und hat mit ihren Schauspielfiguren gelacht und geweint.

Neben den vielen Rollen, die sie über die Jahre verkörperte, hat sie auch unzählige Dienste hinter der Bühne oder in den Vorbereitungen zu den Theaterproduktionen übernommen und war somit bei allen Stücken der Theatergruppe Fußach beteiligt. Ob es nun darum ging, die Kolleginnen und Kollegen zu schminken, Requisiten zu besorgen oder Kostüme zu suchen und zu ändern – Carmen hat diese Aufgabe jedes Mal mit größter Verlässlichkeit ausgefüllt. In organisatorischen Dingen wusste sie immer „wie“ und „wohin“.

Ich habe ihre Dienste als Souffleuse oder Regieassistentin sehr geschätzt. Vor allem aufgrund ihres kritischen Blicks und ihrer geradlinigen Art: wenn ich einmal etwas inszeniert habe, was ihr nicht passte, oder eine Kollegin oder ein Kollege hat – wie sie meinte – einen „Blödsinn zusammengespielt“, da konnte es dann schon passieren, dass wir in einen Verweis hineingerutscht sind – und zwar in einen, der sich gewaschen hatte.

Beim gemütlichen Zusammensitzen nach den Theaterproben – besonders beim gemeinsamen Jassen – war sie auch fast immer dabei. Mit größter Freude und höchster Spiellust. Und da konnte es dann schon auch wieder passieren, einen weiteren Verweis einstecken zu müssen – und – ich sag’s aus eigener Erfahrung – der hatte sich ebenfalls gewaschen.

In unserer Gruppe war Carmen eine Institution und keiner hätte sich das Theater ohne sie vorstellen können. Bis die Tragik der Erkrankung ihr Leben ausgehebelt hat und diese Erkrankung sie schließlich aus unserem Leben herausgenommen hat.

Carmen, wir haben dein großes Bühnentalent sehr bewundert und bestaunt. Wir haben deine Verlässlichkeit hoch geschätzt. Wir haben uns manchmal an deiner Schale gerieben und immer aber deinen weichen Kern gekannt. Wir haben deinen Humor gemocht und deine Unverdrossenheit geachtet. Wir haben deine Energie genossen und deine Liebenswürdigkeit gespürt. Du wirst uns fehlen.

Und dein Lachen wird uns abgehen, liebe Carmen!

Ruhe in Frieden.

Augustin Jagg
Bregenz, August 2016

Mit viel Engagement & Leidenschaft spielte Sie bei diesen Inszenierungen mit:

„Uukrut“
„Schweig, Bub!“
„Bezahlt wird nicht“
„Stinkwuat“
„Der Zimmerheld“
„Letzter Wille“
„Unternehmen Arche Noah“
„Katzenzungen“
„…um Kopf und Kragen“
„Gschäftlemacher“
„Pension Schöller“
„Kein Platz für Idioten“
„Amaretto“